Vincents Logbuch

Ankunft auf Darwin [26. Februar 22:37 UTC]

Nach mehreren Anläufen bin ich nun endlich am Ziel. Gestern Abend hatte sich der white out soweit aufgelöst, dass die Maschinen von McMurdo wieder starten konnten. Nach der Landung liefen die Triebwerke der Maschine weiter. Sie werden hier nicht abgeschaltet, weil sie bei diesen Temperaturen nicht mehr anspringen würden.

Meine erste Amtshandlung war dann ein Besuch bei unserer russischen Ärztin, die auch gleichzeitig die Stationsleiterin ist. Sie hat meine Vitalwerte und Sauerstoff-Sättigung gemessen. War alles in Ordnung. Danach gab‘s noch einen Rundgang mit unserem norwegischen Stations-Ingenieur. Im Anschluss wurde ein Bohrer in das Bohrloch hinunter gelassen.


Bohrloch [27. Februar 11:04 UTC]

Direkt unter unserer Station gibt es einen Süsswassersee, genauer gesagt 4.000 Meter unter uns. Man schätzt sein Alter auf 30 Millionen Jahre. Darwin wurde gebaut, um in diesen See vorzudringen und Proben zu entnehmen. Vor zwei Jahren wurde mit der Kern-Bohrung begonnen. Ende Januar ist man bis auf 50 Meter an ihn herangekommen. Gestern nun, wurde Orpheus, die Bohrsonde in das 3.600 Meter tiefe Loch hinunter gelassen. Heute um 12:00 UTC wird sie den Urzeitsee erreichen. Wir sind schon alle sehr aufgeregt. Was uns dort unten wohl erwartet? Unsere Biologin konnte deshalb jedenfalls die ganze Nacht nicht schlafen.


Lebenszeichen [6. März 05:12 UTC]

Wir hatten die letzten 10 Tagen kein Internet. Normalerweise kommen wir morgens und abends ins Netz. Seit einigen Tagen funktioniert aber die Empfangseinheit des GOESS-3 Satelliten nicht mehr richtig und der TDRS Satellit wird zur Zeit von der NASA für die Kommunikation mit der ISS benötigt. Wegen der geringen Bandbreite kann ich deshalb auch keine Bilder hochladen.

Unser Ausflug in den Lake Vostok war übrigens ein voller Erfolg. Dort unten existiert tatsächlich Leben. Das haben wir natürlich gebührend gefeiert. Einige meiner Kollegen litten Tags drauf dann auch an starken Kofpschmerzen.


Feuerübungen [10. März 22:29 UTC]

In den letzten Wochen war ich sehr eingespannt. Neben dem Neurofeedback-Training absolvierten wir mehrere Feuerübungen mit simulierten Verletzten. Wer was zu tun hat, ist in der Feuerrolle festgeschrieben. Es gibt den Angriffstrupp, dessen Aufgabe es ist, das Feuer zu löschen. Den Rettungstrupp, dem ich angehöre, der sich um die Verletzen kümmert und den Reservetrupp, für die Beschaffung der Ausrüstung. Besonders wichtig: Wer den Brand entdeckt, versucht ihn zu löschen. Erst dann werden die Anderen informiert.


Winterzeit [23. März 22:33 UTC]

Die Sonne versteckt sich jeden Tag ein kleines Stückchen mehr hinter dem Horizont. Bald wird sie gänzlich verschwunden sein und damit den Weg für die viermonatige Polarnacht ebnen. Dann werden wir hoffentlich Polarlichter sehen. Ich kenne diese imposanten Lichtspiele nur aus dem Fernsehen. Wie beeindruckend muss es erst sein, dieses Himmels-Spektakel live beobachten zu können. Ich freue mich darauf. Letzte Woche hatten wir übrigens einen heftigen Sturm. Unsere Meteorologin und unser Geologe haben davon einen Film gedreht und ihn bei Youtube ins Netz gestellt. Ihr findet Ihnen unter dem Begriff „Condition one“.


Erste Polarlichter [14. Mai 10:57 UTC]

Vor ein paar Tagen hatten wir erstmals Polarlichter. Die meisten von uns lagen bereits im Bett, als unsere Meteorologin über die Flure des Mannschaftsdeck lief und uns aus den Schlaf riss. Wir sind dann alle aufs Dach und haben uns das Spektakel von dort aus angesehen. Das war wirklich beeindruckend. Mir ging es an diesem Abend leider nicht so gut. Deshalb gibt es auch noch keine Fotos. Ich werde es aber nachholen. Versprochen.


Aurora Australis [17. Mai 22:01 UTC]

Gestern war es wieder soweit. Gegen Mittag 12:15 UTC erschienen weitere Polarlichter. Es waren diesmal überhaupt keine Wolken am Himmel, so dass man mit bloßem Auge die Milchstraße erkennen konnte. Wer sich mit Astronomie beschäftigt, wird auf dem zweiten Bild auch Crux, das Kreuz des Südens erkennen.


Die Bilder dieses Blogs wurden uns freundlicherweise von Dr. Jens Dreyer zu Verfügnung gestellt, der 2010 bis 2011 auf der Anmundsen-Scott-Base das Ice-Cube Experient betreute.