Wissenschaftlicher Hintergrund

Andrei Kapiza, ein Wissenschaftler der Vostokstation, entwickelte bereits Ende der 1950er Jahre die These eines Sees unter der Station, konnte sie aber nicht beweisen. Erst an Weihnachten 1974 konnte diese Theorie durch ein schottisches Team erhärtet werden, dem bei der radargestützten Untersuchung der Gletscheroberfläche ein besonders ebener Bereich aufgefallen war. Die Existenz des Sees wurde 1996 durch ein russisch-britisches Team, durch die Kombination verschiedener Daten zweifelsfrei bestätigt, unter anderem durch luftgestützte Radarmessungen, die tief ins Eis hineinreichten, weltraumgestützte Radarhöhenmessungen und Analyse erzeugter seismischer Wellen. Aufgrund seiner Lage tief unter dem Eis handelt es sich um den wohl unberührtesten und ursprünglichsten See der Erde. Dass der See trotz seiner Durchschnittstemperatur von -3 °C nicht gefroren ist, ist auf den hohen Druck von etwa 30–40 Megapascal unter der Eisdecke zurückzuführen, da bei hohem Druck der Schmelzpunkt des Eises sinkt.

Das Alter des Eises wurde auf 420.000 Jahre datiert und hat den See durch eine Eiskappe versiegelt. Der über dem See liegende Gletscher bewegt sich mit geringer Geschwindigkeit und bringt Sedimente in den See. Auf der „ausströmenden Seite“ des Gletschers gefriert Seewasser. Dies führt zu einer Höhendifferenz der beiden Seeseiten von mehr als 400 m. Auch der Boden des Sees ist nicht eben, sondern es erheben sich sogar „Inseln“ über die Oberfläche des Sees hinaus in das Eis hinein.

Der Lake Vostok bietet vermutlich einen sehr extremen Lebensraum. Neben seiner Temperatur ist auch der Sauerstoffgehalt extrem, nämlich etwa 50 mal höher als in normalem Süßwasser, zum einen aufgrund des hohen Drucks, zum anderen aufgrund des Vorkommens von Klathraten, bei denen der gasförmige Sauerstoff in eine Eisstruktur eingelagert ist.

Die in den letzten 85 Metern der Bohrkerne in dem gefrorenen Wasser des Lake Vostok gefundenen Mikroben könnten entweder auf Leben im See hindeuten oder sind lediglich ein Anzeichen für eine Kontamination während der Bohrung.

(Quelle: wikipedia.de)